Kirchenförderverein der Dorfkirche HARNEKOP

Förderverein Dorfkirche Harnekop e. V.

Orgelgeschichte der Dorfkirche zu Harnekop

Zusammengestellt von Karl Richter, Bad Freienwalde (2010)

 

 

Die mitten im Dorf liegende Kirche ist ein Turmloser Rechteckbau mit eingezogenem Chor. Im Kern stammt sie aus dem Mittelalter. 1831 und 1956/58 wurde sie grundlegend erneuert.

Der Zustand war 1998 so desolat, dass sie baupolizeilich gesperrt wurde. Der Kanzelaltar stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

 

Die erste Nachricht über Verhandlungen zum Kauf einer Orgel stammt aus dem Jahre 1859. Der damalige Landrat Alexis von Häsler wollte vom Orgelbauer Georg Mickley in Freienwalde eine Orgel kaufen. Es gab aber Schwierigkeiten mit der Gemeinde und es kam nicht zum Kauf der Orgel. In einem Brief  Georg Mickleys an den Orgelrevisor Musikdirektor Prof. August Wilhelm Bach in Berlin berichtet er davon:

 

„Ew. Wohlgeboren,

erlaube ich mir auf Ihre Freundliche Zuschrift

vom 3 ten d. M. einige Zeilen an Sie zu richten.

Es hat mich sehr gefreut dass Ew. Wohlgeboren

schon an mich gedacht haben, in bezug auf meine

kleine Orgel; den mit Harnikop wird es doch

nichts, ich habe neulich den Hochedlen Grafen  deshalb

gesprochen, er möchte gern das Werkchen haben

aber die Gemeinde ist sehr Widerspenstig und

will nichts thun.

Wenn Ew. Wohlgeboren mir diese Orgel ver-

kaufen könnten, so würden Sie mich sehr dadurch

Erfreuen.“

 

Brief G. Mickley an MD Prof. A. W. Bach vom 05.09.1859

   

Fast 50 Jahre später war es dann soweit, dass die Kirche mit einer Orgel ausgestattet wurde. Der Patron der Kirche Generalfeldmarschall von Häsler stiftete der Gemeinde eine Orgel. Die Orgelbaufirma Gustav Heinze, Sorau/Niederlausitz (heute Zary in Polen), lieferte eine kleine Orgel mit 5 Registern, verteilt auf einem Manual und Pedal, mit pneumatischer Spiel- und Registertraktur (Kegelladen). Sie steht auf einer Empore an der Westwand der Kirche.

 

 

Aus der Werkliste der Orgelbaufirma Heinze geht hervor, dass die Orgel 1914 als Opus 75 mit  5 Registern, zwei Manuale und Pedal gebaut wurde. Hier liegt eine Verwechselung  vor. Für das Jahr 1908 ist eine Orgel mit 5 Registern, 1 Manual und Pedal, Opus 22 für Haselberg eingetragen. Beide Ortschaften wurden verwechselt. Aufschluss darüber gibt der in der Festschrift zum 25. Firmenjubiläum abgedruckte Abnahmebericht für die Orgel in der Harnekoper Dorfkirche.

 

Quelle: Zum 25jährigen Bestehen der Orgelbau-Anstalt Gustav Heinze Sorau NL 1929 S. 27; Druck von Rauert & Pittus AG

 

„Vornehm und geschmackvoll präsentiert sich das Gehäuse und gereicht dem Gotteshaus zur Zierte. Die zur Herstellung des Werkes mit sämtlichen Pfeifen, Kanälen und Windladen verwandten Materialien sind von bester Beschaffenheit; die Ausarbeitung der  Holz- und Zinnpfeifen tadellos. Einige Charakterstimmen, Gedackt und die kräftig streichende Gamba zeichnen sich durch besondere Klangschönheit aus.

                                               Wriezen, den 27. Oktober 1907                                                                                                               gez. M. Zöger, Kantor“  

 

  

Die Orgel wurde als Opus 23 (lt. Firmenschild) gebaut.

 

 

Die Originaldisposition:               

 

Manual C-f 3                               Pedal C-d 1

Principal             8´                            Subbaß               16´

Gedackt               8´                           

Gamba                 8´                            Pedalkoppel

Octave                 4´                             Tuttizug

                                                                Calkantenruf                                                               

                                                                Windprobe  

 

Die Originaldisposition ist nicht erhalten.

1917 mussten die Prospektpfeifen aus Zinn für Kriegszwecke abgegeben werden. Ob sie nach dem Krieg wieder ersetzt wurden ist nicht bekannt. Ende des 2. Weltkrieges oder in der Nachkriegszeit wurde das gesamte Pfeifenwerk entwendet.

Orgelbaumeister Karl Gerbig, Eberswalde, machte 1953 die Orgel wieder spielbar. Das geht aus einer Notiz auf einer Postkarte im Deckel des Spieltisches hervor:

 

„ In dieser Orgel fehlten alle Zinn- und Holzpfeifen.

Das Orgelwerk umdisponiert, gereinigt und gestimmt

vom 20.09.-30.09.1953

                                               Karl Gerbig“  

 

Die Orgel hat nach dieser Reparatur folgende Disposition:

 

Manual C-f 3                               Pedal C-d 1

Principal              4´                           Subbaß                 16´                                                               

Gedackt                8´                                                                                           

Flauto dolce        4´                          Pedalkoppel                                                               

Octave                   2´                           Tuttizug

                                                               Calkantenruf                                                                                                                            

                                                               Windprobe    

 

Der  Spieltisch der Orgel

 

Anordnung der Registerwippen und Spielhilfen

Windprobe-                                                                                                                      -Calkantenruf

Principal 4´ - Flauto dolce 4´ - Gedackt 8´ - Octave 2´ - Pedalkoppel - Tutti - Subbaß  16´

 

Links oben im Deckel ist die Postkarte mit der Notiz von Karl Gerbig angebracht.

   

Die nach der Umdisponierung geänderten Registerzeichnungen.

Principal 8´-Fußtonzahl in 4´ geändert; Gamba 8´-Registerschild in Flauto dolce 4´ geändert; Gedackt 8´-original; Octave 4´-Fußtonzahl in 2´ geändert. Die Registerschilder für Subbaß 16´, Pedalkoppel, Tutti, Windprobe und Calkantenruf sind im Original erhalten.

   

Bei der Wiederherstellung der Orgel wurden die Außenfelder des Prospektes mit Holzpfeife besetzt. Da die Holzpfeifen die Fläche nicht ausfüllen, wurde Stoff dahinter gespannt. Das Mittelfeld ist mit Zinkpfeifen besetzt. Original war der Prospekt mit Zinnpfeifen besetzt.

 

 

  

Die Schleierbretter im oberen Teil der Pfeifenfelder und die sogenannten „Ohren“ an den Seiten des Gehäuses sind dem barocken Orgelgehäuse  nachempfunden.

 

 

Im unteren Teil des Gehäuses ist der Magazinbalg mit Schöpfer untergebracht. Zur manuellen Betätigung ragt an der linken Seite des Gehäuses ein  Handschwengel heraus. Für den Calkanten ist daneben eine Füllstandsanzeige des  Magazinbalges angebracht.